Herbestgesprächsreihe 2015 - Kirche auf neuen Wegen -

Um geistliche Gemeinschaften ging es an diesem letzten Abend, den Marie Luise Langwald, ehemalige Gemeindereferentin der Gemeinde St. Josef, gestaltete.

  Heute ist Marie-Luise Langwald persönliche Referentin des Weihbischofs Ludger Schepers und Referentin für Orden und Geistliche Gemeinschaften im Bistum Essen. „Wie steht Gemeinde da, im Kontext einer sich verändernden Kirche?“, fragte sie sogleich zu Beginn die gut 30 anwesenden Frauen und Männer und gab zur Antwort, dass Kirche immer etwas gewesen ist, was sich verändert hat. „Das hat die Kirche seit Jahrhunderten geprägt“, so Langwald. „Es gab immer wieder Aufbrüche, Menschen, die versucht haben das Evangelium radikal zu leben.“ In der Vergangenheit waren es zumeist Ordensleute, wie der heilige Benedikt sowie Franz und Clara von Assissi. Erst im letzten Jahrhundert entwickelte sich eine Spiritualität, die von den Laien ausging. „Viele der Laien wollten ein geistliches Leben führen in einer geistlichen Gemeinschaft, aber nicht innerhalb von Klostermauern“, berichtete Marie-Luise Langwald. „So sind viele geistliche Gemeinschaften im Umfeld des 2. Vatikanischen Konzils entstanden. Diese Gemeinschaften deckten ein großes Spektrum ab von traditionell bis charismatisch. Es entstand ein neues Verhältnis von Priestern und Laien und das Ziel war, Kirche in Bewegung zu bringen. Derzeit gibt es in Deutschland 70 neue geistliche Gemeinschaften, im Bistum Essen 17 oder 18. Diese sind tätig im Bereich der Gemeindearbeit, der Jugend, im Ehepastoral und in der Ökumene. Geprägt sind diese oft von starken Gründerpersönlichkeiten. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil brauchten diese Gemeinschaften Zeit, um sich zu finden. Wichtig war es danach, sich untereinander zu vernetzen. 

  Schaut man hingegen auf die Weltebene, so fand 1998 auf Einladung von Papst Paul II. der erste Pfingstkongress in Rom statt, dem 2006 bereits eineinhalb Millionen Menschen beiwohnten. Bei solchen Kongressen erfuhren viele Katholiken, dass viele evangelische Gemeinschaften häufig viel aktiver waren als die katholischen. Ganz besonders fiel der CVJM auf. „Die Realität ist so, dass wir heute von einer sehr großen Überalterung reden müssen“, so Langwald. „Desto trotz gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. Während wir im Norden von Überalterung geprägt sind, ist es in den südlichen Bistümern noch anders.“ 

  „Wenn eine geistliche Gemeinschaft nur fromm ist, stimmt etwas nicht“, beendete Marie-Luise Langwald ihr Referat. „Jedoch fromm und politisch ist eine gute Mischung.“ 

 

 

„Vorstellungen von Gemeinde im Neuen Testament - Hilfe oder Hindernis für heute?“ war am 28. Oktober 2015 im katholischen Jugendheim mit Diplomthelologe Matthias Menke aus Menden Thema. Dabei nahm Menke die sehr unterschiedlichen Aussagen zum Bereich Gemeinde aus den Evangelien oder den Briefen des Apostels Paulus in den näheren Blick.

  „Die Kirche und die Gemeinden befinden sich gerade in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess“, begann Matthias Menke. „Das zeigt sich insbesondere daran, dass viele Gemeinden zusammen gelegt worden sind. Dennoch, wie kann man Gemeinde sein in einer Gesellschaft, die sich rasant verändert?“, fragte Matthias Menke sich nicht nur selbst, sondern auch die über 20 interessierten Christen. Dabei stellte er ebenso die Frage nach dem, was wichtig ist zu behalten und was richtig sein kann, zu verändern. 

  „Im Neuen Testament gibt es keine konkrete Vorstellung von einer Gemeinde“, gab er zu bedenken. „Dort ist nicht jede Gemeinde wie die andere.“ Das fand Menke im Heute ebenso wichtig. Auch jetzt ist eine Gemeinde im Sauerland in ihrer Struktur anders geprägt, als eine Gemeinde im Ruhrgebiet. „Je kleiner eine Gemeinde wird, um so eher ist sie mit den frühen Christen zu vergleichen“, so Menke. „Wir brauchen Orte des gemeinsamen Beten, wie zum Beispiel Hauskreise“, schlug Menke vor. „Auch muss dafür gesorgt werden, dass es Orte gibt, wo wir gemeinsam Gottesdienst feiern, auch außerhalb unserer Eucharistie. Zuletzt sollten wir offen und missionarisch sein. Wenn wir das nicht schaffen, wollen andere Menschen nicht bei uns sein.“ Des Weiteren sollte die Gemeinde eine Kontrastgesellschaft sein und nicht so sein, wie andere Gruppen oder Kreise. Wenn Inhalt des Wandels nur Strukturdiskussionen sind, fehlt die spirituelle Seite, die ebenso wichtig ist. Die Gemeinden sollten versuchen Menschen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zusammen zu führen. „Es gibt keine Kerngemeinde. Unsere Aufgabe ist es zu sehen, wo die Stärken der Gemeindemitglieder sind und wo der charismatische Schatz ist, der gehoben werden kann“, so Menke. „Wenn wir authentisch sind, dann besteht die Hoffnung, dass wir Menschen ansprechen“, schloss Matthias Menke den Abend.

„Überall in unserem Bistum Essen sind die Christen auf der Suche nach Identität und neuen Formen kirchlicher Gemeinschaft und Beheimatung“, führte Burkhard Schönwälder am 21. Oktober 2015 in St. Christophorus in das Thema ein. „Es geht darum, dass wir einen Zugang finden zu Gott, denn in jedem von uns ist ein Stück von Gottes Geist hörbar“, machte Burkhard Schönwälder deutlich. Alsdann stellte er die Zellen vor, also die Gemeinschaften, die sich in seiner Pfarrei in Bochum-Wattenscheid gebildet hatten. „Die Zelle organisiert sich selber“, begann er. „Termine und Themen sucht sie eigenständig. Angelegt ist sie auf längere Dauer, was eine Herausforderung ist.“ Bei diesen Treffen gibt es auch ein Ritual, mit welchem begonnen wird. Bibel-Teilen nennt es sich, es besteht aus sieben Schritten und er lud zum Mitmachen dieses Bibelteilens ein. 

  Bei der anschließenden Aussprache machte Frauke Bauer deutlich, dass die Altersgruppe der 35 bis 40-jährigen in den Gemeinden fehle. „Auf sie müssen wir zugehen und sie versuchen für die Kirche zu gewinnen. Nur mit denen sich zu treffen, die sowieso schon regelmäßig am Kirchenleben teilnehmen, sollte nicht unser Ziel sein“, so Frauke Bauer. Gabi Schönwies beschrieb Erfahrungen ihrer Tochter in Siegen. „Sie besucht dort private christliche Hausgruppen und fühlt sich von ihnen angesprochen und in ihnen wohl.“

  Viele der Teilnehmer hatten von dem Abend etwas anderes erwartet. Sie hatten gehofft, eher praktische Tipps oder Erfahrungen zu Angeboten zu bekommen, mit denen auch kirchenferne Christen wieder etwas mehr in die Gemeinschaft eingebunden werden können. 

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