Pilgerfahrt Görlitz 01.10. - 07.10.2017

Wir, eine Reisegruppe der Kath. Gemeinde Sankt Josef in Kierspe mit Gästen aus Valbert, Meinerzhagen und Marienheide sowie mit einigen ev. Geschwistern, reisten in die Nähe von Görlitz und kamen im St.-Wenzeslaus-Stift unter. Mitten zwischen sanften Hügeln, eingebettet in der Oberlausitzer Berglandschaft, liegt die Erholungsstätte in einem kleinen über 1000 Jahre alten Dorf Jauernik-Buschbach. In dem Stift standen uns modern ausgestattete Einzel- und Doppelzimmer zur Verfügung. Außerdem konnte im Speisesaale gefrühstückt und abends das reichliche und gutschmeckende Abendessen genossen werden. Für den abendlichen Ausklang stand das Kaminzimmer zur Verfügung. Nicht nur das leibliche Wohl sondern auch für das geistige Wohl war durch eine eigene schöne Hauskapelle gesorgt, die wir auch nutzten. 

 

Von hieraus unternahmen wir am 2. Oktober einen Ausflug nach 

Görlitz. Wir bummelten mit der Stadtführerin durch fünf Jahrhunderte Görlitzer Stadtgeschichte teils mit dem Bus, teils zu Fuss und entdeckten repräsentative Bauten, Kaufhäuser, Privatvillen und Kirchen im beeindruckenden Jugendstil sowie Straßenzüge und Wohnviertel im Stil der Gründerzeit -  ein kontrastreiches städtebauliches Bild; in Barock, Renaissance und Spätgotik, durch die katholische, protestantische, böhmische, preußische, sächsische und schlesische Vergangenheit. Aufgrund dieses besonderen Stadtbildes ist Görlitz auch ein begehrter Filmdrehstandort, was der Stadt den Spitznamen „Görliwood“ eintrug.

 

Die freie Zeit bis zur Besichtigung der evangelischen Kirche führte uns über die Neissebrücke auch in den polnischen Teil. In einem kleinen Kaffee bei polnischen Getränken sammelten wir Kräfte für den kommenden anstrengenden Kreuzweg. 

 

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz, kurz Peterskirche genannt ist eine fünfschiffige Hallenkirche und thront über dem Neißetal und beherrscht durch ihr kupfergedecktes Hochdach und das weithin sichtbare Turmpaar die historische Altstadt. Diese evangelische Kirche beherbergt drei Beichtstühle, die man nach  der Reformation nicht weg geräumt hat, sie wurden einem neuem Nutzen zugeführt. Wer am Abendmahl teilnehmen wollte, musste zuvor beichten. 

Von der Peterskirche gingen wir betend mit dem Domkapitular Pfarrer Peter Birkner den Kreuzweg zur Nicolai Kirche, bis zur sakrale Kostbarkeit: das "Heilige Grab". Das Heilige Grab, auch Görlitzer Jerusalem genannt, wurde als religiöses Gesamtkunstwerk geschaffen, das sich von der Krypta der Kirche St. Peter und Paul über den Stadtraum zum Heiligen Grab erstreckt. Es gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Heilig-Grab-Kapelle in der Neißestadt ist eine verkleinerte Kopie des Jerusalemer Originals aus der Zeit des hohen Mittelalters, deren Genauigkeit bei keiner anderen Nachbildung des Heiligen Grabes in Deutschland erreicht wurde. Das Bild, das sie in Görlitz bietet, stand dem Büßer Georg Emmerich, als er eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm und er feststellte, dass die Topographie ähnelt, vor Augen. 

 

Am 3. Oktober stand Dresden aus dem Plan. Gegenüber der Zwingeranlage stieg die Stadtführerin in unseren Bus ein und lotzte uns im Regen über verschiedene Brücken durch das Elbtal. Wie eine Perlenkette reihen sich entlang der Elbe prächtige Schlösser, monumentale Repräsentationsbauten, historische Villen und romantische Weinberge. Wir fuhren durch neugebaute und renowíerte Viertel sogar am Volkswagen Zentrum vorbei. Am Ufer der Elbe konnten wir den Bus parken und so unternahmen wir zu Fuss und ohne Regen eine Kurzbesichtigung der Altstadt. 

Danach ging unsere Fahrt weiter mit Ziel Bautzen.

Die 1000jährige Stadt liegt an der Spree und ist Kreissitz des nach ihr benannten Landkreises Bautzen. Mit rund 40.000 Einwohnern ist Bautzen zugleich die größte Stadt des Kreises und die zweitgrößte der Oberlausitz mit eindruckvollem, historischen Kern. Sie ist für die Sorben, eine Minderheit in der Lausitz, das politische und kulturelle Zentrum. In der Stadt selbst beträgt der Anteil der sorbischen Minderheit von kath. und ev. Christen von 5 bis 10 %. Hier gab es zum Abschluss des 2. Reisetages im Restaurant Wjelbik ein sorbisches Hochzeitsmenü mit 3 Gängen und Erläuterungen der Tracht der Sorben durch die junge, aparte Gastwirtin.

 

Am Mittwoch, den  4.  Oktober fuhr der Reisebus mit uns in den Spreewald nach Lübbenau zu einem „Klassiker“. 

Lübbenau wird als Tor zum Spreewald bezeichnet und hier unternahmen wir mit zwei Booten eine typische Kahnfahrt auf der Spree mit der Verkostung von Schmalzbrot und Gurken. Das Wetter war kühl, aber trocken.

Der Spreewald gehört zu den beeindruckendsten Erlebnissen, die Flora und Fauna des Biosphärenreservates in ihrer scheinbaren Unberührtheit mit Ruhe genießen möchten. 

Mit dem Spreewald erstreckt sich rund 100 Kilometer südöstlich von Berlin eine Kulturlandschaft, die Spree verliert sich hier in einem Labyrinth von Wasserläufen, Fließen genannt. Um diese über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft zu bewahren, wurde 1990 das Biosphärenreservat gegründet.

 

Das kleine Städtchen Bad Muskau, eingebettet in einen der schönsten Landschaftsparks Europas suchten wir am 05. Oktober 2017 auf.  Der genialen Landschaftsarchitekten Hermann von Pückler-Muskau hat diesen Park an der Neiße in der Oberlausitz entworfen. Wir hatten an diesem Tag leider nur Regen, und somit keine große Lust durch den Park zu wandern. Museum, eine kleine Töpferei und Gaststätten waren geöffnet.

 

Auf der Rückfahrt unsere Gruppe besuchten wir die Gemeinde Niesky. Hier empfing uns Pfarrer Krystian Burczek, der uns als kath. Geistlicher im ev. Gemeindehaus empfing und uns seine Ortschaft näher brachte. Erst 1742 als Kolonie der Herrnhuter Brüdergemeine entstanden, ist Niesky eine der jüngsten Ortsgründungen im Landkreis Görlitz, entwickelte sich aber schon bald zu einem regional bedeutenden Ort. Böhmische  ev. Christen, die aus Glaubensbedrängnis ihre katholische Heimat verlassen hatten, legten den Grundstein zu den ersten drei Häusern des Ortes. Sie hatten sich der Brüdergemeine in Herrnhut angeschlossen und bekamen die Möglichkeit, sich auf dem RittergutTrebus niederzulassen.

 

Der Name der neuen Ansiedlung stammt aus dem Tschechischen, nízký bedeutet auf deutsch „niedrig“. Niedrig lag ihre neue Heimat im Vergleich zu den Bergen Böhmens. Zugleich betonte der Ortsname im religiösen Verständnis, wie schlicht, klein und niedrig der Mensch vor Gott ist.

In Niesky befindet sich ausser der Brüdergemeine auch noch eine ev. luth. und eine Katholische Kirchengemeinde, hier wird Ökumene großgeschrieben.

 

Das hölzerne Direktorenhaus in der Nieskyer Goethestraße ist ein in Deutschland erhaltenes Gebäude des Architekten Konrad Wachsmann, der ein Pionier des industriellen Holzhaus-Bauens war. Die Stadt erwarb das Gebäude und begann im Frühjahr 2010 mit der denkmalschutzgerechten Sanierung, die 2014 abgeschlossen wurde. Seitdem wird das Haus als Museum, Standesamt, Tagungsstätte und Informationsforum für den modernen Holzbau genutzt. In den Ausstellungsräumen im Untergeschoss befindet sich eine Dauerausstellung, welche der 1882 in Niesky gegründeten Fertigteilholzbaufirma Christoph & Unmack gewidmet ist. Die im Regen stattgefundene Führung (natürlich im Bus) umfasste eine von 4 Nieskyer Stadtteile mit insgesamt fast 100 noch sehr gut erhaltenen originalen Holzhäusern, die ursprünglich als Wohn- und Musterhäuser fungierten. Wie auch das Konrad-Wachsmann-Haus sind die Holzhäuser in den Siedlungen unter Denkmalschutz

Der herzlichen Begrüßung durch den Pfarrer Krystain Burzek folgte ein Kaffetrinken im evang. Gemeindehaus. Nach der Besichtigung der kath. Kirche und als Überraschung gab es ein typisches „schlesisches Schlachtessen“ zum Abschluss des Tages.

 

Auch am letzten Tag, 6.10.2017,  vor der Rückreise gab es ein dichtes und interessantes Besichtigungsprogramm. Von Jauernick am Betzdorfer See (entstanden auf dem Gelände eines ehem. Braunkohletagebaus) ging es – mit Begleitung einer Reiseleiterin zum ältesten Frauenkloster des Zisterzienerordens in Deutschland, das seit seiner Gründung im Jahre 1234 bis heute ununterbrochen besteht. Hier arbeiten die Zisterzienserinnen im Dienst Gottes und Mitmenschen im Klosterstift St. Marienthal in Ostritz. Der Zisterzienserorden ist ein Reformorden des Benediktinerordens. Es wird nach der Regel des Heiligen Benedikt (ca. 480 – 547) gelebt. Die Begegnung mit Gott vollzieht sich im Gebet, in der Arbeit und in der Gemeinschaft – in der Abgeschiedenheit des Klosters.

Über die Jahrhunderte mussten die Schwestern viele Prüfungen bestehen. Doch im Vertrauen auf Gott und mit Unterstützung engagierter Freunde des Klosters gelang es zu jeder Zeit und ohne Unterbrechung, am katholischen Glauben und am klösterlichen Leben festzuhalten. Selbst die Hochwasserkatastrophen von .... und .... meisterten sie. 

 

Von dort ging es weiter mit Besichtigungsstopp in Herrnhut. Dem Ursprungsort der weltweit tätigen Brüdergemeine und der bekannten „Herrnhuter Sterne“.  In der Sterne-Manufaktur erfuhren wir die Entstehung eines leuchtendes Sternes, ob klein oder groß. Nach dem Einkauf von diversen Sternen und dem guten Mittagessen ging es weiter nach Obercunnersdorf. Hier sahen wir die schönsten Umgebindehäuser, eine für die Oberlausitz typische Fachwerkbauweise. Das Umgebindehaus ist ein besonderer Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise miteinander verbindet. erläuterte uns die Reiseleiterin die Gegebenheiten. Die Fahrt zu unserer Unterkunft verlief dann teilweise über der Route via regia von Löbau nach Görlitz, die Handelsstraße von Kiew über die Lausitz nach Santiago Compostella.

 

Mit der Heimreise nach Kierspe am 7. Oktober ging eine interessante, die Gemeinschaft stärkende Reise ohne große Staus und Hindernissen  zu Ende. 

 

Anmerkung

Die Via Regia, war eine Handelsstraße, die vom Rhein kommend über Frankfurt nach Fulda führte. Von dort nach Eisenach und Erfurt, nördlich an Weimar nach Leipzig, Bautzen, Görlitz bis nach Breslau verlief. Von ihr konnte man weiter nach Posen, Lublin, Krakau und nach Lemberg, schließlich nach Kiew gelangen.

 

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St. Josef


Glockenweg 4
58566 Kierspe