Herbstgesprächsreihe "Am Ende des Lebens"

An drei Abenden wird das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. 

 

Palliativ - wenn Handeln nicht mehr möglich ist.

Das war das Thema vor fast 70 Frauen und Männern über das Dr. Guido Kussek am 14. November 2018 sprach.

 

Wann ist der richtige Augenblick, um mit Palliativmedizin zu beginnen?

Wann ist der richtige Augenblick um mit Palliativmedizin zu beginnen? Und was genau ist das eigentlich? Guido Kussek,leitender Koordinator des Palliativmedizinischen Konsiliardienstes Lüdenscheid-Olpe (PKD), gab darauf im Gemeindehaus St. Josef ausführliche Antworten. Beim Vortrag im Rahmen der Reihe „Herbstgespräche“ der katholischen Kirchengemeinde waren auchPflegekräfte des PKD anwesend, die bei der anschließenden Fragerunde ebenfalls aus ihrer Arbeit berichteten. Ungewöhnlich viele Zuhörer waren gekommen. „Wir haben offensichtlich einen Nerv getroffen mit dem Thema unserer Reihe,“ stellte denn auch Uli Jatzkowski vom Gemeinderat fest.

 

Die Zahl der Patienten steigt stetig

Die Zahl der Patienten, die der PKD betreut, steigt rapide, dabei ist die Palliativmedizin eine noch junge Disziplin. In Deutschland wurde das Lebensende als Thema der Medizin erstmals Anfang der 1970er Jahre breit diskutiert; 1983 eröffnete das erste Krankenhaus eine palliativmedizinische Station. Seitdem hat sich viel getan. Er habe selbst noch erlebt, dass Patienten im Krankenhaus zum Sterben ins Badezimmer geschoben wurden, sagte Kussek. Das gebe es heute nicht mehr, inzwischen sterben die meisten Menschen zuhause oder in ihrem Zimmer im Altenheim.

Aus alledem wurde deutlich: Der Tod ist Teil des Lebens und Palliativmediziner beginnen mit ihrer Arbeit, wenn Heilung nicht mehr möglich ist. Die letzte Lebensphase so zu gestalten, dass der Patient am Ende schmerz- und angstfrei sterben kann, ist wesentliche Aufgabe dieser Disziplin. Die ist ganzheitlich angelegt: „Psychische, soziale und spirituelle Probleme haben neben der Schmerzbehandlung höchste Priorität,“ zitierte Kussek aus den Leitlinien seiner Fachrichtung. Angst hindert am Sterben und kann das medizinische Personal mitunter vor Probleme stellen, denn Glaubensfragen oder Familienstreitigkeiten anzusprechen, gehört normalerweise nicht zum Alltagsrepertoire von Ärzten.

Wie lange die palliativmedizinische Phase dauere, könne aber niemand vorhersehen.

 

Die Patienten selbst entscheiden über die Grenzen des Handelns

Die Patienten selbst entscheiden dabei über die Grenzen des Handelns von Ärzten und Pflegern. Als Beispiel zitierte Kussek den Einsatz künstlicher Ernährung, die vielfach abgelehnt wird. Für die einen eine Möglichkeit noch eine Weile mit der Familie zu leben, ist sie für die anderen der Verlust der Lebensqualität – der Arzt muss beides akzeptieren.

Kussek nutzte die Gelegenheit um einerseits das Netzwerk aus Ärzten, ambulanten Pflegediensten und zahlreichen anderen Partnern vorzustellen („in dieser Form einmalig in Deutschland“) und andererseits für ehrenamtliche Mitarbeit in der Hospizgruppe Kierspe-Meinerzhagen zu werben. Wer sich daran beteiligen will, wird auch vom Verein Palo e.V. unterstützt, für den am Ende Spenden gesammelt wurden. - Birgitta Nege-Täuber

 

Informationen zur ehrenamtlichen Hospizgruppe:

Karin Burk, Tel. 02359/6038

 

14. November 2018, von 19.30 Uhr bis 21 Uhr im Gemeindehaus St. Josef in Kierspe

„Palliativ - wenn Heilung nicht mehr möglich ist“. Referent ist der Kiersper Allgemein-, Notfall- und Palliativmediziner Guido Kussek.

 

Kussek wurde 1966 in Greven in Westfalen geboren und ist in Meinerzhagen aufgewachsen. Er studierte Humanmedizin an der Universität in Köln und verbrachte seine Assistenzarztzeit in Köln, Frechen, Hürth, Erftstadt sowie den Praxisteil der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner in Kierspe. 1999 erhielt er seine Approbation, 2002 seinen Facharzt für Allgemeinmedizin. 2005 machte er eine Zusatzweiterbildung im Bereich Akupunktur, 2006 im Bereich Notfallmedizin und 2012 im Bereich Palliativmedizin. Des Weiteren bildete er sich im Bereich Schmerztherapie fort, belegte eine Impfseminar und legte eine Prüfung im Bereich Reisemedizinische Gesundheitsberatung ab. Seit 2008 ist er leitender Notarzt im Bereich Märkischer Kreis Süd und seit 2014 leitender Koordinator des Palliativmedizinischen Konsiliardienstes Lüdenscheid-Olpe. 

In seinem Vortrag wird Guido Kussek auf die Geschichte und Entwicklung der Palliativmedizin in Deutschland, Europa und der Welt eingehen. Er wird dabei die Palliativmedizin/Palliativcare definieren sowie die gesetzlichen Voraussetzungen für die Palliativ- und Hospizarbeit in Deutschland vorstellen. Ferner wird er das Palliativnetz Lüdenscheid-Olpe vorstellen.

Eingeladen zu diesem Vortrag sind alle, die sich für dieses Thema interessieren, nicht nur Pfarreimitglieder. 


 

31. Oktober 2018 - „Sterbehilfe - eine Frage der Menschlichkeit?!“

Das war das Thema, über das sich fast 30 Frauen und Männer in St. Christophorus informieren ließen. Peter Alferding, Leiter des Katholischen Bildungswerkes in Oberhausen, war der Referent des Abends.

 

Wir müssen darüber nachdenken, wieviel Technik wir zulassen wollen

„Die Medizin hat die Möglichkeit gegeben, dem Tod anders als früher zu begegnen“, führte Alferding in das Thema ein. „Diese Möglichkeiten sind ein großer Segen können aber auch ein Problem sein.“ So forderte er auf darüber nachzudenken, wieviel Technik wir zulassen dürfen und ob es auch Grenzen gibt. Dazu wollte er den Anwesenden Orientierung anbieten. So begann er mit dem fünften Gebot „Du sollst nicht töten“. „Wir können es uns hier einfach machen und das Gebot als bindend ansehen. Doch was ist mit der Tötung in Notwehr, im Krieg oder bei der Todesstrafe?“.

 

Du sollst nicht töten - Du sollst nicht morden!

An den Beispielen erkannten die Anwesenden, dass es doch nicht so einfach ist. So hat dann auch die Einheitsübersetzung der Bibel das Gebot anders formuliert und sagt dort „Du sollst nicht morden“. Der Mensch muss also differenzieren. „Unsere Zeit ist geprägt von der Verdrängung des Todes“, gab Alferding zu bedenken. „Früher lebten die Menschen mit dem Tod und hatten ihre Erfahrungen mit dem Tod. Heute sterben die Menschen im Krankenhaus oder im Altenheim.“

 

Die Menschen sollten wieder lernen zu sterben

So sollten wir den Menschen wieder helfen, sterben zu lernen. Auch sollte die Gemeinschaft lernen, beim Sterben zu helfen und dies in Würde zuzulassen. Den Sterbeprozess gegen den Willen des Betroffenen zu verlängern oder zu verkürzen ist nicht der richtige Weg. „Wir dürfen sterben lassen“, so Alferding. „Und wir sollten Ehrfurcht haben vor der Würde des Lebens.“ Alferding befürwortet eine positive Sterbehilfe. Seine Bedingung daran ist, dass der Sterbeprozess schon begonnen sein muss und die Hoffnung auf ein Leben mit Sinn gegen Null geht. Die Zustimmung hierzu muss entweder der Betroffene selbst oder seine Angehörigen geben. „Je mehr Menschen sich mit einer Patientenverfügung mit ihrem Tod auseinandersetzen, um so weniger müssen die Angehörigen oder Institutionen die Entscheidung treffen.“

 

Bei der Diskussion kam Kritik an den Ärzten auf

Bei der anschließenden Diskussion äußerten einige der Anwesenden Kritik an den Ärzten. Wenn ein Mensch nicht mehr essen will raten viele Mediziner zu einer Magensonde und bedrängen die Angehörigen mit der Frage: „Wollen sie die Frau/den Mann verhungern lassen?“. So berichtete einzelne von ihnen auch von Ärzten, die keine Patientenverfügung akzeptieren wollen. Verallgemeinern kann man diese Erfahrungen aber nicht, auch bei den Einstellungen der Ärzte hat sich viel verändert, da waren sich die Anwesenden einig.

 

Die Medizin darf nicht alles, wass sie kann

Zum Ende des Vortrages fasste Alferding alle Argumente noch einmal zusammen. So betonte er, dass die Medizin nicht alles darf, was sie kann, dass das Sterben und der Tod zum menschlichen Leben gehören und jeder Mensch deshalb das Recht auf seinen eigenen, menschenwürdigen Tod hat. Kein Anderer darf diesen Sterbeprozess willkürlich oder gar gegen seinen Willen verlängern oder auch verkürzen. Alferding ist ein Befürworter der passiven Sterbehilfe, lehnt aber die aktive Sterbehilfe ab. Die beste Lösung ist für ihn von Anfang an Sterbehilfe als Sterbebegleitung anzubieten.

 

2. Abend am 31. Oktober 2018 von 19.30 bis 21.00 Uhr in St. Christophorus Valbert

Thema: „Sterbehilfe - eine Frage der Menschlichkeit?!“

Referent: Peter Alferding, Leiter des Kath. Bildungswerkes in Oberhausen

Peter Alferdingist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. Er studierte katholische Theologie,Philosophie und Germanistik und ist seit 1977 hauptberuflich Leiter des Katholischen Bildungswerkes in Oberhausen. Zudem ist er vielfätig im pastoralen Bereich im Bistum Essen tätig.

„Dürfen wir alles, was wir können?“ so lautet heute die Herausforderung in vielen Bereichen der modernen Medizin. Die (technischen) Möglichkeiten sind, Gott sei Dank, enorm gestiegen. Doch es stellt sich gerade an den Grenzen des Lebens ganz neu die Frage nach der Würde des Menschen. Dies gilt für den Anfang des Lebens, etwa durch die gentechnischen Eingriffsmöglichkeiten, oder eben auch am Ende des Lebens bei der Frage der Sterbehilfe. Müssen wir Leben um jeden Preis verlängern? Wann dürfen wir Menschen auch sterben lassen? Wie wichtig ist die Sterbebegleitung? Der Referat will hier eine differenzierte Orientierung aus der Sicht der christlichen Moraltheologie geben und lädt zum eigenen Nachdenken und zur Orientierung ein.

Eingeladen sind alle, die sich für dieses Thema interessieren, nicht nur Pfarreimitglieder.

24. Okt. 2018 - „Das Herz ver-gisst nie – mit Demenz leben“

war das Thema von Miriam Manns vom Demenz-Service-Zentrum NRW aus Dortmund. Und sie wusste, wovon sie sprach. Nicht nur, dass sie langjährige Berufserfahrung als Pflegedienstleitung in der Altenpflege hat, sie selbst hat auch ihren demenzkranken Vater über zehn Jahre gepflegt.

 

Lassen Sie Fünfe gerade sein

  „Bitte, lassen Sie bei Demenzkranken Fünfe gerade sein!“, war eine dringende Bitte, die Manns an die fast 40 Zuhörer im Gemeindesaal von St. Martin richtete. „Demenz bedeutet übersetzt 'Weg vom Geist oder ohne Geist'“, begann Miriam Manns. „Diese Menschen sind 'ver-rückt' in eine andere Zeit und eine andere Welt.“ Vergessen sollen die Angehörigen jede Logik und sich bewusst sein, dass der Demenzkranke sich der Realität nicht mehr anpassen kann. „Wenn er es könnte, würde er es tun!“, so Manns.

 

Diskutieren sie Demenzkranken nicht

So rät Manns, mit einem Demenzkranken nicht zu diskutieren. Tut der Angehörige es doch, so schaukelt sich die Situation oft hoch. „Im Gegensatz zu Ihnen hat der Demenzkranke schon bald alles vergessen, in Ihnen brodelt es aber immer weiter.“ Der Demenzkranke hat ein Gespür für die Stimmungen der Menschen aus seinem Umfeld. Deshalb sollte man lieber wegbleiben, wenn man nicht so gut drauf ist. „Sie müssen auch an sich selber denken. Es ist schwer, doch es ist keinem damit geholfen, wenn Sie zusammenbrechen, dann verliert der Erkrankte seine Bezugsperson.“

 

Ursachen, Risikofaktoren, Symptome 

  Ursachen für die Demenz gibt es viele. Da sei der Schlaganfall genannt, Alkohol, Stoffwechselerkrankungen, Depressionen und noch mehr. Risikofaktoren sind hohe Cholesterinwerte, Übergewicht, Rauchen, Drogen, Vitaminmangel sowie hoher Blutdruck. Zu den Symptomen der Krankheit gehört Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Orientierungslosigkeit, räumlich wie personell.

 

Die Erkrankten erkennen sich im Spiegel oft selbst nicht mehr

„Die Menschen leben in einer anderen Zeit. Wenn diese sich als 30-jährige Frau fühlen, erkennen sie ihren 80-jährigen Ehemann nicht und auch nicht ihre 40-jährigen Kinder. Auch wenn Sie sich im Spiegel sehen, sehen sie eine fremde Frau, da sie selbst ja 30 Jahre alt sind und nicht 80. „Manche Kranke rufen sogar die Polizei, da sie sich im Spiegelbild nicht erkennen“, brachte Miriam Manns als Beispiel. 

 

Der Demenzkranke würde sich gerne normal verhalten, wenn er es könnte

  Wenn der Demenzkranke es könnte, würde er sich normal verhalten. Ihm ist es aber nicht mehr möglich. Er hat Angst, weil er Dinge nicht mehr begreift und weil seine Umwelt ihn in Situationen bringt, die er nicht mehr händeln kann. Als wichtig sieht Miriam Manns an, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen oder sich über Schriften zu informieren. 

 

Informationen:

Das Demenz-Service-Zentrum NRW bietet auf seiner Internetseite unter dem Punkt Veröffentlichungen kostenlose Broschüren an. 

Einen Gesprächskreis für Angehörige Demenzkranker gibt es in Kierspe, Kölner Straße 159 in den Räumen von Rat und Tat. Er findet regelmäßig am ersten Mittwoch im Monat von 17 bis 19 Uhr statt. 

 

 

Am 24. Oktober beginnt unsere diesjährige Herbstgesprächsreihe

Mit dem 24. Oktober beginnt die Vortragsreihe in St. Martin in Meinerzhagen. „Das Herz vergisst nie - mit Demenz leben“, darüber spricht die Referentin Miriam Manns vom Demenz-Service-Zentrum NRW im Dortmund.

 

Miriam Manns ist die erste Referentin

Miriam Manns ist 45 Jahre alt und arbeite seit ihrem 17. Lebensjahr in der Altenpflege. Sie hat ganz klassisch als Jahrespraktikantin begonnen. Sodann hat sie ihre Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert und viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet, bis sie sich entschloss, eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung zu machen. Hier war sie fast 15 Jahre tätig. Mittlerweile, nach einer Station als Qualitätsbeauftragte, ist sie als Einrichtungsleitung in Krefeld tätig. Zudem hat sie sich weitergebildet zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie, um mehr Wissen, gerade im Bereich der alterspsychiatrischen Erkrankungen, zu erhalten. Seit etwa zehn Jahren arbeitet sie ehrenamtlich und nebenberuflich als Referentin zum Thema Demenz und andere Alterserkrankungen. Sie schult im Rahmen dessen Angehörige und ehrenamtliche Betreuer zum Umgang mit Demenz. Außerdem war sie selber Angehörige eines demenzerkrankten Vaters, der vor zehn Jahren verstarb.

 

Wie gehe ich mit dem Kranken um, welche Therapien gibt es?

Bei ihrem Vortrag wird Miriam Manns auf das Krankheitsbild Demenz eingehen und Anregungen geben, wie mit der Krankheit umgegangen werden kann. Sie wird Therapien vorstellen, auch welche, die die Gefühlswelt des Erkrankten zum Thema haben. Des Weiteren wird es um die Kommunikation mit einem Demenzkranken gehen.

 

Beginn - Ort - Für wen?

Der Vortrag beginnt im Pfarrheim St. Martin in der Birkeshöh um 19.30 Uhr und wird über 90 Minuten gehen. Eingeladen sind alle, die sich für dieses Thema interessieren, nicht nur Pfarreimitglieder.

 

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St. Josef


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58566 Kierspe